Ula Stöckl Filmemacherin · Professorin
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Episodenfilm
Geschichten
vom Kübelkind

25 Episoden
16mm
204 Minuten
Farbe/Schwarz-weiß

Stabliste
Buch und Regie
Ula Stöckl
und Edgar Reitz
...

Darsteller
Das Kübelkind
Kristine Deloup
Kreditfachmann
Bruno Bendel (25)
d’Artagnan
Alf Brustellin (24)
ein guter Mensch
(21, 11)
Schwiegermutter
Ilse Brustellin (11)
Schwiegervater
Hans Heinrich Brustellin (11)
Graf Rochefort
Hans Heinrich Brustellin (8, 24)
Hebamme
Antje Ellermann (2)
Frau Dr. Wohlfahrt
Heideweg Fankhänel
(2, 3, 4, 5, 6, 12, 25)
der junge Mönch
Peter Finkenstaedt (8)
Lord Winter
Jacques Freers (8)
Schaubudenbesitzerin
Josette Genet-Bollinger (12)
Vater vom Kübelkind
Albert Guilhamot
(10, 11, 12)
M. de Treville
Albert Guilhamot (24)
Schaubudenbesitzer
Karl Hauer (12, 25)
Königin/Wirtin
Erika Heffner
(9, 24, 16)
schwangere Frau
Erika Heffner
Hurenmörder
Werner Herzog (17)
Bräutigam
Peter Hohberger (11)
diverse Pfarrer
Alexander Kaempfe (6, 13, 24)
Kardinal
Alexander Kaempfe
Musketier Aramis
Ekkehart Kühn (24)
Polizist
Ekkehart Kühn (25)
Kaufhausdiebin
Maxi Mainka (15)
Musketier Athos
Rainer Ostendorf (24)
Kübelkinds Pflegebruder
Reiner Prier (16)
Al Capone
Hans Sukopp (14)
besonders nette Eltern
Hannelore Ulfers (16)
Heike Ulfers (16)
Großkämmerer
b. König
Wolfgang von Ungern-Sternberg (24)
(In Klammern die Nummern der Geschichten)

Das Kübelkind

Festivalbeteiligung
1. Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 1971
31. Edinburgh International Film Festival 1977
Retrospektive im Arsenal, Berlin 1977 und 1996
Werkschau im Arsenal, Berlin 1995

Inhalt
„Das Kübelkind“ ist eine Kunstfigur: in jeder Geschichte zwingt die Gesellschaft sie, etwas zu lernen. Aber sie, erwachsen vom Augenblick ihrer Geburt an, lernt ungefragt immer noch etwas mehr, als von ihr verlangt wurde. Das von der Gesellschaft nicht gewollte „etwas mehr“ Gelernte aber bringt sie regelmäßig in Lebensgefahr. In jeder Geschichte stirbt Kübelkind. Sie stirbt sich durch alle Kino-Genres. Ihre Geschichten haben alle möglichen Zeiten und spielen in allen möglichen Zeiten.

Was ist ein Kübelkind?
Am Anfang steht der Witz von der aufgezogenen Nachgeburt. Eine Nachgeburt ist zum Wegwerfen, nicht zum Aufziehen. Und damit fängt Kübelkinds Unrechtssituation an.

Kübelkind wächst in einer Mülltonne, von Anfang an in einem roten, kleingeblümten Kleid, roten Strümpfen und roten Schuhen.

Die Darstellerin des Kübelkindes, Kristine Deloup, trägt diese Kleidung plus einer schwarzen Chinesen-Pagenkopf-Perücke immer. In allen Geschichten. Damit man Kübelkind schon von weitem erkennt, und damit auch optisch schon klar wird: die kann sich anstrengen wie sie will, sie wird nie so sein wie wir.

Es sieht am Anfang so aus, als wäre Kübelkind gern im Kübel. Zumindest kennt sie es nicht anders. Dann kommt einer von uns und sagt, das ginge so nicht. Jeder hätte einen Vater und eine Mutter zu haben, brauche ein schönes Bett in einem hellen Zimmer und viele liebe Leute um sich herum. Kübelkind kennt das leider alles nicht, meint es aber freundlich, wenn sie sich darauf einläßt, ihren Kübel zu verlassen.

Es sollte auch nicht gesagt sein, daß es im Kübel am allerschönsten war, und daß man sie deshalb unbedingt hätte drin lassen sollen.

Aber die Alternative zum Kübel sind leider wir, und damit wird es für Kübelkind sehr kompliziert. Plötzlich muß sie aufhören, direkten Wünschen nachzugehen. Erziehungs- und Lernprozesse macht sie solange durch, mit allen Konsequenzen, bis sie mordet, hurt und stiehlt, selber ermordet wird, in der nächsten Geschichte wiederkommt und anfängt, sich zu rächen.

Aber von Kübelkinds Rache kann man erst in den Geschichten 24 - 64 sprechen.
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Kübelkind-Speisekarte
1) Alte Männer
Wenn Kübelkind es will, stehen manche Männer ganz schnell in der Unterhose da. 1’06’’
2) Kübelkind’s Kindheit
Diese Geschichte sollte man sich auf jeden Fall ansehen! Eine Nachgeburt macht sich selbständig..., dann aber kommt die Wohlfahrt. 6’13’’
3) Kübelsyndrom
Etwas über die Fähigkeit unserer Gesellschaft, alles zu verstehen, zu verzeihen und zu vergelten. 10’15’’
4) Des Hauses Schmuck ist Reinlichkeit
Kübelkind unter der Dusche, im Regen und in der Traufe. 4’30’’
5) Katzen haben Flöhe
Kübelkind tut so, als würde es schlafen. Weil es gerne wissen möchte, was dann passieren kann. Aber die Stiefmutter kommt dazwischen. 8’34’’
6) Kübelkind wird glatt und rund
Kübelkind erlebt einen Erziehungsversuch durch einen geistlichen Herrn, der genau weiß, was gut tut. 4’52’’
7) Ein ganz kleines Glück
Kübelkind treibt es mit den Früchten des Feldes. 2’03’’
8) Kübelkind lernt einen Lord kennen und wird aufgehängt
Das stimmt, aber die Rache ist ganz besonders süß. 17’10’’
9) Kübelkind erzählt einer Königin ein Märchen
Eine Geschichte zum Hinhören und Zuschauen. 6’08’’
10) Kübelkind lernt ein Scheißspiel
Kübelkind erfährt am eigenen Arsch, wie zwischen Streicheln und Hauen ein spaßiger Zusammenhang entsteht. 3’31’’
11) Kübelkind lernt nein sagen
Kübelkind feiert eine Hochzeit, aber im entscheidenden Augenblick wird es trotzig, worauf die Waffen sprechen. 16’40’’
12) Murmeltier lernt tanzen
Kübelkind soll für den Jahrmarkt erzogen werden, singt schöne Lieder, beschimpft die Leute und brennt mit der Kasse durch. 18’51’’
13) Alle Macht den Vampiren
Es ist kaum zu glauben, wieviele Vampire es geben könnte. Kübelkind ruft sie zu einer großen Demonstration auf. 2’19’’
14) Freiheit durch Al Capone
Kübelkind redet dauernd von Revolution, aber Al Capone, die Sau, von etwas ganz anderem. 18’36’’
15) Eine Kaufhausdiebin
Nach einem schönen Kaufhausbummel sitzt Kübelkind auf dem Schoß einer Kollegin und macht nur ein bißchen mit. 3’38’’
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16) Besonders nette Eltern
Kübelkind muß lernen, daß ein Beischlaf auch dann von Übel ist, wenn er auf dem Klo vollzogen wird. 9’’
17) Niedrig gilt das Geld auf dieser Erde
Kübelkind geht auf den Strich und wird dafür ermordet. 15’13’’
18) Geschichten und Finanzierungsvorschläge bitte an der Kasse.
19) Die Hexe soll brennen
Muß Kübelkind auf dem Scheiterhaufen enden?Kommt eine Rettung von oben? 4’15’’
20) Geschichten und Finanzierungsvorschläge bitte an der Kasse.
21) Kübelkind hat einen guten Menschen zum Fressen gern
Liebe geht durch den Magen, aber manchmal verdirbt man sich ihn dabei. 9’35’’
22) Kübelkind ersäuft Kübelkinder
Dazu gibt es schöne Musik und alles ist sehr poetisch. 4’13’’
23) Geschichten und Finanzierungsvorschläge bitte an der Kinokasse erfragen.
24) Kübelkind reitet für den König
Der größte Film aller Zeiten.Intrigen, alte Gemäuer, quietschende Fußböden, die Königin schläft mit dem falschen Mann, Kübelkind heiratet d’Artagnan und reitet auf einem weißen Pferd, noch mehr Intrigen und Kübelkind macht mit. Dafür soll sie am Ende an allem schuld sein. 25’30’’
25) Das Bankkonto im Walde
Kübelkind glaubt an unser Kreditwesen. Muß deshalb aus dem vierten Stock eines Hauses springen und ein trauriges Lied singen. 11’46’’
26) bis 64)Geschichten und Finanzierungsvorschläge bitte an der Kinokasse hinterlegen.
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Zum Film
01: Viel Kino gegen das Kino von Peter W. Jansen
Ula Stöckl (Neun Leben hat die Katze) und Edgar Reitz (Mahlzeiten, Cardillac) arbeiten zur Zeit an einem Film, der das gewohnte Kinomaß radikal sprengen wird. DAS KÜBELKIND wird insgesamt etwa zehn Stunden lang werden, die der Zuschauer jedoch nach den Vorstellungen der Autoren in ziemlich beliebigen Portionen zu sich nehmen kann. Denn DAS KÜBELKIND ist eine Art von Kinoanthologie, mit unterschiedlich langen, jeweils in sich geschlossenen Episoden oder Geschichten; es ist aber auch eine Kinoanthologie in formaler Hinsicht: die einzelnen Kapitel imitieren oder parodieren einzelne Kinogenres.

Angefangen hat es mit einem Schimpfwort. Ula Stöckl hatte in ihrem ersten Spielfilm (1968) mit der Französin Kristine Deloup zusammengearbeitet, sie spielte die Ann (eine Französin), keine Rolle im üblichen Sinn, sondern eine Kinofigur, von der sich die Gestalt der Darstellerin nicht mehr abziehen läßt: Die Darstellerin war nur Autorin dessen geworden, was sie darstellt. Irgendwann hatte Kristine, die, wie Ula Stöckl erzählt, geradezu davon besessen ist, sich an fremden und befremdlichen Wörtern festzukrallen, irgendwann hatte sie das österreichische Schimpfwort KÜBELKIND erwischt. Man nahm es wörtlich, man spielte damit, und so entstanden Idee und Drehbuch, das Ula Stöckl schrieb.

„Die Geschichte fing damit an“, erzählt Edgar Reitz, „daß wir irgendeine Fürsorgeerzieherin nahmen, die einen ganz symbolischen Namen hat. Sie heißt Frau Dr. Wohlfahrt, sie macht ihr Büro sauber und bringt eine Abfalltüte zu den Mülltonnen, macht den Deckel auf und findet darin ein Kind. Sie sagt: „Du kannst doch nicht da drin bleiben, das geht doch nicht!“ Und Ula Stöckl dazu: „Das kann ich nicht verantworten, wenn du da drin sitzt.“

Sie wird also aus der Tonne gezogen, die „amoralische, oder sagen wir lieber: polymorph-perverse, infantile, monströse Person“ (Reitz), das Kübelkind, von einer Erwachsenen (Kristine Deloup) gespielt, ohne Vergangenheit, Geschichte, Charakter, als reine Figur „absolut stilisiert“. Das Kübelkind paßt in keine Gesellschaft hinein, mit der es konfrontiert wird, der es sich anpassen soll. Das Kübelkind strengt sich an, aber was dabei herauskommt, ist immer wieder eine Deformation der ‘natürlichen’ Triebstruktur, sind immer wieder Fehlverhalten und Fehlhaltungen.

So geht es zu im bürgerlichen Problemfilm, im Gangsterfilm, im Historienfilm, im Vampir und Science-fiction-Film, im Western oder Musical. Das Kübelkind wird gequält, steht immer wieder auf, in der nächsten Episode und Epoche, und ist immer wieder ein Widerstand, die Antithese zur jeweiligen Gesellschaft und: zum jeweiligen Genre. Und das, weil diese Kunstfigur paradoxerweise zu menschlich, zu sehr die Idee eines Kindes ist, als daß die Kinogenres nicht an der hartnäckigen Existenz dieses Monstrums zerbrechen müßten. In den Partien des Films, die schon fertig oder halbwegs fertig sind (zum Beispiel das Musical oder eine erotische Episode in bürgerlichem Milieu oder das Kübelkind als Hexe), wird deutlich und könnte bei den enger an Kinogenres gebundenen Episoden noch deutlicher werden, daß diese Genres im Grunde genommen nichts anderes sind als Fixierungen von bestimmten Verhaltensformen.

Dagegen verstößt Das KÜBELKIND ebenso, wie die Autoren gegen das Kino der Kinoindustrie verstoßen, stilistisch, was die Gattung angeht, und in der Produktionsweise. Das KÜBELKIND entsteht in Schüben, immer dann, wenn die Autoren und ihr Team Zeit dazu haben, immer dann, wenn sie nicht gerade zur weiteren Finanzierung des KÜBELKINDS an einer Auftragsproduktion arbeiten.

Reitz: „Das KÜBELKIND kann nur sinnvoll verwendet werden, wenn zum Beispiel die Aufführung selber wieder ein neuer Arbeitsprozeß wird. Wir meinen, daß man so weit kommen kann, daß das Publikum selber die Formen der Aufführung mit uns zusammen erfindet.“

Ob diese Rechnung aufgeht, läßt sich nicht voraussagen. Aber sie kann im Grunde genommen überhaupt nicht falsch sein. Denn auch ein fehlerhaftes Ergebnis wäre für Stöckl und Reitz nur eine weitere Stufe auf dem Lernprozeß. Es kann ihnen nicht mehr darum gehen, einen Film zu machen, der bei einer rein ästhetisch orientierten Kritik glänzende Noten erhält. Denn auch sie sind Kübelkinder, zu denen einmal eine Frau Dr. Wohlfahrt gesagt hat, sie dürften nicht länger in der Tonne leben, das sei nicht zu verantworten, das gehe nicht. Sie wollen, daß es geht, daß es ohne die verformende Wohlfahrt einer verformten Gesellschaft geht. Und das ist, unabhängig vom Ergebnis, schon ein wichtiger Schritt.
Frankfurter Rundschau, 25. 04. 1970
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02: Kein Film für stille Feiertage: Die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) wollte eine 96minütige Kinofassung nicht unter 18 Jahren und nicht unter einem halben Dutzend Schnittauflagen freigeben.

„Die Geschichte vom Kübelkind, einem Aussenseiter der Gesellschaft“, heißt es in der Begründung des sogenannten Jugendentscheids, „sind für Jugendliche unter 18 Jahren verwirrend und unvollständig. Der Film ist randvoll mit unsittlichen Redensarten. Die Verunglimpfung religiöser Werte, hier wohl als Parodie, ist für Jugendliche im höchsten Grade abträglich. Dazu kommt die Darstellung des Sexuellen in einer Form, die Jugendliche verwirren und abstoßen muß (Masturbation des Kübelkindes im Gerstenfeld usw.). Auch die Sequenzen, in denen das Kübelkind erwürgt und erhängt wird, sowie das Ersäufen weiterer Kübelkinder sind dazu angetan, Jugendliche in ihrer Entwicklung schwer zu beeinträchtigen. Der Arbeitsausschuß lehnt eine Freigabe für Jugendliche unter 18 Jahren daher ab. Ergebnis: Freigegeben ab 18 Jahren mit Schnittauflagen.“

Nach detaillierter Auskunft über anstoßerregende Wörter und Bilder für die Zensurschere kommt die FSK schließlich zur frommen Einsicht, den neuen Film von Ula Stöckl und Edgar Reitz auch mit Jugendverbot und Schnittauflagen „nicht für die stillen Feiertage“ freizugeben.
Tagesanzeiger Zürich, 23.10.70
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Presse
01: Reitz und Ula Stöckl haben nicht, wie man annehmen könnte, Underground-Filme gemacht. Ihre Geschichten sind technisch perfekt, unterhaltsam, jedenfalls in den meisten Fällen, orientieren sich stilistisch an bekannten Genres, die behutsam parodiert werden. Pate standen die Musketiere und der Krimi, der Heimatfilm und die Klamotte... Sehr richtig bemerkt die Zeitschrift „Filmkritik“: „Wer wissen möchte, aus welchen Vorurteilen das allgemeine moralische Empfinden derer sich zusammensetzt, die die Kinos mit Pornoschinken verstopfen, sollte sich die Geschichten vom Kübelkind anschauen. Auch noch aus anderen Gründen.“
Süddeutsche Zeitung, 06.07.1971
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02: Die Lust am Kino, hier ist sie wieder vorhanden, paradoxerweise in einem Film, der sich im herkömmlichen Kino nicht aufführen läßt.
Wilhelm Roth, Recklinghausener Zeitung, 08.07.1971
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03: Das ist eine neue und unverkrampfte Art didaktischen Kinos, den Spaß an der Gesellschaftskritik einübend. Von diesem Kübelkind wird man noch allerhand zu sehen und zu hören bekommen!
Christoph Müller, Tauber Zeitung, 03.07.1971
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04: Vor allem bestachen die „Geschichten vom Kübelkind“, Kurzfilme aus einem einfachen, vergnüglichen Kino. (...) Diese Lehrfilme zeigen einen neuen, möglichen Weg, Engagement und Aufklärung mit angenehmer Unterhaltung zu verbinden.
Karin Rau, dpa, Mannheimer Morgen, 08.07.1971
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05: Diese bislang 23 Kurzfilme einer Serie (geplant sind insgesamt 64 Folgen) gehören meiner Meinung nach zum Wichtigsten und Gelungensten, was der deutsche Film in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Ekkehard Pluta, Film International, Berlin 01.07.1971
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06: Einfaches, lustbetontes Kino sind „Die Geschichten vom Kübelkind“ von Ula Stöckl und Edgar Reitz.
Christa Maerker
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07: Eine freche Lockerungsübung vom herkömmlichen Kino, für die Macher wie für das Publikum.
U.S. in Nachtdepesche/Telegraf, 30.06.1971
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08: Ein Film von so sinnlicher Intelligenz, auf so phantasievolle Art Didaktik mit Spaß verbindend, von so ingeniösen Einfällen, daß man aus dem Staunen nicht herauskam und vom Staunen nicht aus der Betroffenheit.
M. Delling, Dt. Allg. Sonntagsblatt, Hamburg, 07.1971
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09: „Kübelkind“ ist ein schlauer Comicstrip, kritische Kleinkunst, nicht hochgestochen, sondern erfrischend direkt.
Reiner Hartmann, Kölner Stadtanzeiger, 03.07.1971
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10: Der Film von Ula Stöckl und Edgar Reitz hört dreiundzwanzigmal auf und geht doch immer weiter: es gibt einen Schluß, aber kein Ende. Das Kino wird nicht in das Andert-halb-Stunden-Schema gepreßt, es hat sich von der üblichen Kino-Geschichten-Dramaturgie freigemacht, und es bleibt doch: Kino.
Klaus Eder, Deutsche Zeitung, 23.07.1971
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Warum Kübelkind?
Ein Statement von Ula Stöckl und Edgar Reitz

  • Weil wir 1969 keine Lust hatten, einen 90 Minuten-Spielfilm zu machen, der wieder ohne Verleih bleibt.
  • Weil uns mehr Geschichten einfielen, als für einen Spielfilm gut gewesen wäre.
  • Weil wir uns beim Drehen nicht festlegen wollten, ob der Film 2 oder 20 Minuten lang wird. Deswegen haben wir dann viele 2 - 20 Minuten lange Filme gedreht.
  • Weil, wenn man nicht an einen deutschen Verleih denken muß, die Welt wieder schöner wird.
  • Weil wir wahre Geschichten lieben, aber auch unwahre.
  • Weil das Kübelkind manchmal am Ende einer Geschichte tot sein darf, ohne für die nächste Geschichte gestorben zu sein.
  • Weil wir gerne mit Kostümen spielen, aber auch ohne.
  • Weil wir gerne eine Erziehungsgeschichte drehen wollten.
  • Weil wir alle unsere Freunde in schönen Rollen sehen wollten.
  • Weil wir eine solche Wut hatten.
  • Weil das Kübelkind gerne fickt.
  • Weil wir Scheiße finden, daß sie das büßen muß, und weil wir auch auf die FSK scheißen.
  • Weil eines Tages die Kassetten kommen, und weil wir wissen wollen, ob das auch wieder so wird mit den Verleihern.
  • Weil wir vom Bundesinnenministerium gerade Geld bekommen hatten und es auf keinen Fall zurückgeben wollten.
  • Weil wir auch Kübelkinder sind...
  • ... und schließlich haben wir dann in München ein Kneipenkino aufgemacht, und da läuft Kübelkind alle Tage außer montags ab 23 Uhr, Eintritt DM 3,50 und Kübelkinder stehen auf der Speisekarte.

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